Der Hund am Morgen oder das Mysterium des Lebens

Ok. Hier nur ganz kurz was, was ich neulich gesehen hab und dann direkt photographieren musste, weil es für mich die Quintessenz von einigen Gefühlen, Beziehungen wunderbar in nur einem einzigen Bild dargestellt hat. Es sind gar keine zusammenhängenden Worte, Sätze, Ideen, die ich dazu hab, eher so kurze unabhängige Beobachtungen, die mir treffend erscheinen und da ich hier ja ein treuer, ehrlicher Adjutant, Historiker und Übersetzer meines Gehirns und Herzens bin, werde ich es auch in genau diesen kurzen Beobachtungen erzählen.

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Es ist vielleicht nicht so gut ersichtlich, weil ich das Photo aus einem Auto heraus gemacht hab und das auch noch morgens, aber es schüttet erbärmlich. Und dann ist mir der Hund aufgefallen, der da in völliger Unbeweglichkeit saß (ja, auch das ist nicht so gut ersichtlich auf meinem Bild, aber es war so. Ehrlich.). Ich bin kein großer Anhänger dieser „der Menschen bester Freund“, „treu bis zum Tod“ und all dieser anderen Plattitüden. Ich finde aber dieses Bild hat eine eigene, schöne Aussage und Kraft, ohne platt zu wirken. Vielleicht weil es einfach die Realität darstellt, ohne durch menschliche Blickweise verwässert zu sein.

-Pause und nachdenken (ich meine ich, nicht Ihr)-

Obwohl, da ich ein Mensch bin und auch geblickt habe, nämlich durch die Kameralinse, ist es vielleicht die ultimative menschliche Blickweise? Schwierig, schwierig. Zu schwierig für mich an einem Montag morgen, um das jetzt auseinander zu klambüsern und dem Faden zu folgen. Werde ich aber sicherlich an anderer Stelle auf dieser Welle tun.

Ok. Nun endlich zu den lang versprochenen „kurzen“ Eindrücken (habt Ihr dank meines Geschwätz sicher schon lang wieder vergessen, ha):

  • Mich berührt, die absolute Bewegungslosigkeit des Hundes. Dabei ist unter der Oberfläche die absolute Bewegung, Anspannung zu spüren. Wie eine gespannte Feder, eingefangen in dem Moment, wo die Bewegung zwar schon da ist, in Form von Energie, aber noch nicht losgelassen ist. Ich finde das ganz ergreifend und bemerkenswert aus irgendeinem Grund. Diesen Gegensatz, diesen einen Moment genau zwischen zwei Gegensätzlichkeiten, die nicht zur selben Zeit existieren können, denn Bewegung kann nicht Ruhe sein, finde ich extra außerordentlich. Wie ein Mysterium des Lebens oder so.

Vor allem, wenn man sich vorstellt, dass der Hund so stundenlang sitzen und warten kann, dass die Tür des Ladens sich öffnet. Man stellt sich vor, dass selbst eine Katze, die vor ihm rumtanzt und Sperenzchen macht, ihn nicht wirklich interssieren würde

  • Das Vertrauen zwischen Mensch und Hund. Ihr seht vielleicht, dass die Leine nirgendswo angebunden ist. Ich stell mir vor, dass der Besitzer sicher ist, dass sein Hund weder wegläuft, noch Unsinn anstellt. Er hat ihm gesagt, da soll er auf ihn warten und er weiss, er kann sich auf den Hund verlassen, dass der auch genau da wartet. So wie der Hund weiss, sein Besitzer wird aus dieser Tür wieder rauskommen und ihn abholen. Weil Ihr und ich mögen wissen, dass das nur ein Laden ist und dass der Mensch da irgendwann auch mal wieder rauskommen muss – der Hund weiss das ja aber nicht. Für ihn ist das nur ein Loch in irgendwas, wo sein Rudelmitglied drin verschwunden ist. Das Ausmass an Vertrauen, das dem Ganzen zugrunde liegt, macht mir Gänsehaut (gute Gänsehaut).

Und natürlich wird das alles noch dadurch mehr, weil es so schrecklich regnet. Wer weiss, hätte die Sonne geschienen, hätte ich den Hund vielleicht gar nicht bemerkt?

Gibt einem zu denken, wieviel wir nicht wahrnehmen, was wahrnehmenswert wäre, nur weil ein Detail nicht da ist. Oder macht das Detail es erst wahrnehmenswert?

Diese Nuss schenk ich Euch zum Knacken und drauf rumkauen an diesem Montag und wünsche Euch einen schönen Start in die Woche!

 

5 Antworten zu „Der Hund am Morgen oder das Mysterium des Lebens”.

  1. Schön, wenn man weiß, was der Hund so denkt und fühlt und obwohl es so stark regnet geduldig wartet.

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    1. Ja, gell!!! Ich denk mir halt: Würde er keinen Bock haben zu warten, dann würde er einfach abzischen. Kann mich natürlich aber auch irren, vielleicht ist er einfach zu faul oder mag einen nassen, kalten Hintern. Das müsste er dann mit sich selber ausmachen. Das großartige an der ganzen Sache mit dem Denken und Vorstellen ist ja: Ich alleine kann darüber bestimmen!

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  2. Wenn deine Wahrnehmung, die des Hundes, in diesem Fall, voll erfassen kann und um seine sowie des Herrchens Gefühle weißt, ist es möglich, sich der Realität wenigstens zu nähern. Ansonsten bleibt es Phantasie auch wenn sie schlüssig scheint.

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    1. Wenn man es ganz streng sieht, gibt es sowas wie Realität nicht. Deine Realität ist anders als die Deines Nachbarns und dessen ist wiederum anders als meine. Was mich an dem Hund so fasziniert hat (und was auf dem Bild nicht gut rüberkommt), war die absolute Konzentration auf die Tür, die vollkommene und totale Bewegungslosigkeit, ausgeklinkt aus der Welt um ihn herum, nur die Tür im Blick, jedoch sofort bereit, beim 1.mm, den die Tür sich öffnet, loszuspringen.

      Ich denke, es kommt immer darauf an, was die Intention des Schreibens/Schreibers ist. In diesen Fall war meine Intention (ohne, dass ich das vorab bewußt so gedacht hab, ist mir grad erst aufgefallen), es von außen, aus meiner Rolle als Betrachter, Beobachter zu beschreiben. Nicht als Dokumentator. Und damit ist ALLES, was ich beschreibe meine eigene Realität. Und hat somit ja auch gar nix mit einer objektiven Realität zu tun oder nur sofern, dass diese das Sprungbrett liefert. Wahrscheinlich hab ich auch deshalb so oft „stell ich mir vor“ benutzt. Ist mir vorher gar nicht aufgefallen.

      Ich denke prinzipiell nicht, dass man sich beschränken sollte, auch nicht auf eine Wahrnehmung, die nur die Realität abbilden sollte/darf oder eine strikte Linie oder Lehre oder so.

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  3. es freut mich, dass du mit tieren so fair umgehst. darum verleihe ich dir und deinem blog den “fair zu pfoten award” und bedanke mich für deine tierliebe. info: http://wp.me/p3gzPd-2TE

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