Ok. Ich hab neulich jemand kennengelernt. An und für sich ist das ja nix seltsames, sowas passiert ja immer wieder. Kann man sich auch nicht wirklich gegen schützen. Aber mit dieser Person hab ich einige komischen Erfahrungen gemacht. Diese Person (im weiteren d.P.) hat früher als Darsteller in Fernsehserien gearbeitet und hat da wohl einige Verhaltensmuster aufgeschnappt, die Zeit verbringen mit d.P. zu einer etwas mühseligen Erfahrung machen.
Die Werbepause
Ein Beispiel ist die Werbepause. Alle 10 Minuten erstarrt d.P. am Ende eines Satzes und macht entweder ein beklopptes, ein dramatisches, ein verletztes oder besorgtes Gesicht. Manchmal macht d.P. dazu dann auch noch Geräusche und summt „Damdamdam“ vor sich hin. Das ganze dauert ca. 15 Sekunden. Dann bewegt sich d.P. wieder. Und als sei nichts gewesen, spricht d.P. dann mitten in dem Wort weiter, in dem sie aufgehört hat.
Das Standbild
Ein weiteres merkwürdiges Erlebnis mit d.P. ereignet sich regelmäßig nach der Verabschiedung: Wir haben einen Kaffee getrunken, haben heroisch alle Werbepausen ohne allzu große Peinlichkeiten überstanden, sind am uns verabschieden, alles schick. Und dann erstarrt d.P.. Die ersten Male hab ich mir echte Sorgen gemacht. Ich hab versucht d.P. aus der Schockstarre zu erlösen mit gutem Zureden, Wasser in’s Gesicht schütten, anschreien, Ohrfeigen (hab mich dann mit einer anderen Person – e.a.P. – auseinandersetzen müssen, die mir vorgehalten hat, dass Gewalt doch auch keine Lösung sei. Da wurde dann aus e.a.P. schnell D.b.K. Was d.h.? Du blöde Kuh, w.d.j.) und einmal hab ich sogar einen Krankenwagen gerufen. Die haben die Situation direkt erfasst: „Ah, Standbildsyndrom. Hamwa imma öfta. Haben Sie sich grad verabschiedet? Ah ja, ganz typisch. Wie lang ist das her? Wie viel Werbepausen gab es?“ Anscheinend ist das ganze viel weiter verbreitet, als ich dachte. Die haben d.P. dann einfach genommen und so wie sie war, eine Hand zum Abschiedsgruß in der Luft, erstarrtes Lächeln im Gesicht, in den Krankenwagen gepackt. Dort haben sie einen Notfallbildschirm mit Abspann und tatsächlich – nach dem Abspann ist d.P. wieder zu sich gekommen, wie Dornröschen, wenn ihr Prinz sie knutscht. Als wäre nie was gewesen. Jetzt halte ich einfach immer mein Handy mit einem Bild von einem Abspann vor d.P.’s Kopp. Man muss sich nur zu helfen wissen.
Das Licht
Eine weitere Eigenheit d.P. ist ihre immense Abneigung gegen Licht im Gesicht. Oder zu wenig Licht. Oder zu viel Licht. Oder Licht von unten. Oder Licht von oben. Oder zu sehr von der Seite. Man könnte meinen d.P. hat prinzipiell ein Problem mit Licht, aber ich glaube, es ist eher so, dass das Licht einfach nie richtig ist. Dieses „falsche Licht“ führt dazu, dass d.P. in ständiger Bewegung ist, um das „perfekte“ Licht einzufangen. Neulich mussten wir bei einem Einkaufsbummel 229 mal die Seiten tauschen. Aber man kann sich auch daran gewöhnen.
Der Text
Woran ich mich aber tatsächlich nur schwer gewöhnen kann, ist , dass ich vor jeder Verabredung mit d.P. einen „Text“ einreichen muss. Wenn d.P. keinen Text hat, wird sie schnell kopflos. Sie rennt dann zu harmlosen, unbeteiligten Passanten und haut sie an „Text, was ist mein Text?“ Inzwischen habe ich aber herausgefunden, dass es meistens ausreichend ist ein Drehbuch bei d.P. einzureichen, das einige wenige Regieanweisungen enthält wie „Begrüße Deine Verabredung, gehe dann auf den Tisch zu und setze Dich. Umschauen. Dann die Menü-Karte an Dich ziehen und ein Gericht und ein Getränk wählen. Bedienung anlächeln. Dann unterhalte Dich mit Deiner Verabredung. Unterhaltung ist Impro“. Das genügt, ich muss mir dann nur noch eine Abschiedsszene einfallen lassen. Und das richtige Licht finden, den Abspann parat haben und ruckizucki – wir sind aus dem Schneider.
Ja, das sind so meine Erfahrungen mit d.P.. Ich muss sagen, ich würde mich nie so beeinflussen und vereinnahmen lassen von einem Job!
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Freundliche Grüße,
WirsindkeineSchafe