Opfer-Sein

Wisst Ihr was mich ankotzt? Dass, wenn man das Opfer von jemand oder etwas wird, man plötzlich verantwortlich wird für alle anderen Menschen auf diesem Planeten.

Ja, klar, natürlich kotzt mich das Opfer-Werden von jemanden oder etwas an sich auch an, aber dieses Schiff ist ja eh abgesegelt für jeden einzelnen von uns. Worum es dann geht, quasi „im nächsten Schritt“ ist das Opfer-Geworden-Sein.

Und damit gehen laut Gesellschaft eine ganze Reihe von Verpflichtungen einher. Das fängt an damit, dass man ein Opfer ist – aber sich nicht wie eines fühlen soll.

Ok…denke ich?

(„Haben wir“, sie dreht sich im Stuhl halb nach hinten und flüstert ins off „Haben wir das…haben wir das geklärt? Nein…nein…ich mein, haben wir das …wirklich…nein, ja, ….durchdacht?“ nach einer kurzen, wortlosen Pause dreht sie sich wieder um, faltet die Hände auf der Tischfläche vor sich zusammen und lächelt strahlend)

Eine weitere Verpflichtung ist, dass man den oder das, was einem zum Opfer gemacht hat, nicht hassen darf.

Hass ist so negativ. Bwoah, Hass. Ja, krass negativ….so ganz anders als ein Opfer zu sein, gell?

Eine der wichtigsten Opfer-Verpflichtungen ist, nach angemessener Zeit wieder fehlerfrei zu funktionieren. Nun könnte mancher Naivling denken, dass „angemessen“ ist, was das Opfer für jenes hält. Ha! Sag ich da nur! Und zwar mit der ganzen Schadenfreude und Blasée-Heit derer, denen jede Naivität schon lange ausgetrieben wurde. Und nochmal: HA!

Denn „angemessen“ ist genau so lang wie jedes Nicht-Opfer, das Kontakt hat mit dem Ist-Opfer, es aushält nicht über sich selber zu reden und dem Opfer Vorrang einzuräumen.

Und dann kommt die allerwichtigste Verpflichtung aller Opfer: Sobald Du ein Opfer geworden bist, musst Du ganz unbedingt an all die armen Wesen denken, die noch keines sind. Oder zumindest noch nicht Dein persönliches Opfertum mit Dir teilen. Als Opfer ist es Deine Verantwortung über sie zu wachen und für sie zu sorgen. Sie zu schützen vor Deinem Schicksal.

(„Wie bitte ..was meinst Du mit: Sollte das nicht die Verantwortung der Täter sein, einfach keine neuen Opfer zu erzeugen? Hör doch mal auf rumzualbern“!)

Ich nehme meine Verantwortung immer sehr ernst und versuche ihr gerecht zu werden. Deshalb bin ich in mich gegangen und hab glaub ich einen Ansatz zu diesem Verantwortungskatalog gefunden, der angemessen ist:

FUCK YOU!

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