Wer will schon ein Mensch sein?

Ok. Heute wird es etwas philosophisch. Oder so. Ich bin ein großer Fan von Science Fiction – ja, ich hab merkwürdige Vorlieben, geb ich zu: Ich mag HipHop, Radsport (fast jeden Sport) und nu auch noch Science Fiction! Wo das noch enden soll!!! Eine meiner Lieblingsfilmreihen sind die Aliens-Filme, die ich schon unzählige Male gesehen hab. Aber ich hab nach Ressurection aufgehört, weil ich bissle Angst hatte, dass Prometheus und Co. mir das ganze vermiesen würden. Jetzt hab ich mich doch durchgerungen Prometheus zu schauen, der ja schon etwas älter (von 2012) ist. Zum Glück hat der Film nicht viel an meinen Alien-Gefühlen getan. Ihr wundert Euch sicher, ob das meine Vorstellung von „philosophisch“ ist. Ja. Das war eigentlich alles, was ich dazu sagen wollte. Tschüß dann!

Nee, natürlich nicht. Geht noch weiter. Mein Lieblingsfilm in der Alien-Reihe ist der 2. Film. Warum? Ich mag immer besonders die Filme, bei denen schon klar ist, dass irgendwas im Busch ist, wenn „die Guten“ losziehen. Nicht so sehr die Filme, wie im 1. Teil, bei denen Unbedarfte unbedarft in was reinstolpern. Das ist so unglaubwürdig. Und vor allem: Ich mag nun mal Kompetenz. Also mag ich besonders die Filme, in denen die „Besten der Besten“ ausziehen den Drachen zu bekämpfen. Sie sind gerüstet mit der besten Rüstung die gibt und stolpern nicht unversehens in irgendwas überzogenes. Es ist klar, sie haben es mit was ganz Fiesem zu tun und deswegen wurden sie gerufen. YEAH!

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Besonders mag ich in Science Fiction Filmen immer den Teil, der die Zeit vor dem Gruselpart zeigt. Bevor alle nacheinander eliminert werden. Den Teil, in dem sie zusammen essen und so (jeder gute Science Fiction/Horror-Film, der was auf sich hält hat die obligatorische „Wir sind badass, uns kann keiner und wir sind viele, daher müssen wir keine Angst haben und können rumsitzen und Spässchen machen“ – Szenen). Bis sie dann ausziehen dem Bösen gegenüber zu treten und merken, dass sie nix wissen und alles eine Illusion war und sie plötzlich keine Marines oder Superhelden mehr sind, sondern nur normale Typen, die überleben wollen. Natürlich hat Prometheus auch diese übliche Kantinenszene zu bieten und natürlich ist der ganze Klamauk eigentlich ein Remake des ersten Alienfilm (komm schon Ridley, haste gedacht die Leute erinnern sich nicht mehr so genau an die Uraltklamotte, gib´s schon zu)!

Leider bricht der Film mittendrin total außeinander. Zuerst tut er so, als hätte er eine Botschaft, ein Wissen und dann mittendrin, wenn es Antworten geben sollte, die das untermauern, bricht plötzlich alles ein und ein furchtbares Klischee wird an das andere gereiht: Vom sich heroisch verbrennen Lassenden, um seine Liebste zu schützen (wer macht so einen Scheiß!!!) bis hin zu den zwei Dumm-Deppen, die natürlich die Gefahr nicht sehen, wenn sie ihnen in´s Gesicht starrt (nein, geh NICHT dahin wo es dunkel ist, ein weißer Fleck in der Luft zu sehen ist, jemand mit Ketten rasselt und stöhnt!). Alles wurde brav verwurschtet. Entweder sie hatten eben keine gut genugen Antworten im Drehbuch oder wollten sich die Fortsetzungen nicht vermiesen oder beides. Der Film wird nur gerettet durch die wunderbare Noomi Rappace, die es schafft bis zum Ende an den Film zu glauben und Michael Fassbinder, der es schafft bis zum Ende ein Roboter zu bleiben. Hat ja auch das richtige Gesicht dazu.

Und nu kommen wir endlich zum versprochen philosophischen, denn der Roboter David ist das, was mich zum Nachdenken gebracht hat. Über zwei Dinge: Wenn wir Roboter in Filmen, Büchern oder Liedern zeigen, beschreiben oder besingen, gehen wir immer davon aus, dass sie unglücklich und/oder rachsüchtig sind, weil sie keine Seele haben.

Wenn man sich das genau anschaut, zeigt das eigentlich nur welche aufgeblasenen, narzistischen Idioten wir Menschen sind, die IMMER davon überzeugt sind, dass wir die Spitze der Evolution sind

Übrigens selbst Aliens, die ja nicht von uns nach unserem Ebenbild geschaffen wurden, wie Roboter, sondern eine eigene Gesellschaft haben, dichten wir oft die Eifersucht auf unsere Menschlichkeit an, als gäbe es im ganzen Universum nix besseres als die Erde und Mensch auf ihr zu sein. Aber mal total im Ernst: Schaut Euch um. ICH schau mich um auf der Welt. In all dem Elend und dem Wahnsinn.

Und nun sag mir, warum sollte irgendwas, irgendwer das sein oder haben wollen, was wir sind?

Ganz im Ernst. Wenn wir noch nicht mal in der Lage sind soweit von uns weg zu denken, dass wir in Erwägung ziehen, dass jemand glücklich sein kann, wenn er kein Mensch ist? Wäre ich ein Roboter würde ich dem Robogott auf KNIEN danken jeden beschissenen Tag, dass dieser Kelch an mir vorbei gegangen ist und ich kein beschissener Mensch bin! Oder so. Mal losgelöst davon, dass das total unlogisch ist, das mit dem Danken.

Denn das ist der zweite Gedanke, den ich gedacht hab: Auf der einen Seite soll der Roboter drunter leiden, dass er keine Gefühle und keine Seele hat.img_1678 Das soll ihn so weit bringen laut manchen Filmemachern und Schreiberlingen, dass er sich perfide, dämonische Ideen ausdenkt und teuflische Pläne schmiedet um a)entweder sich an seinen Erbauern zu rächen dafür, dass er keine Seele hat oder b)damit er eine Seele bekommt wie wir. Die kann er natürlich nur von echten Menschen stehlen oder abpausen oder absaugen. Denn die ist das „was uns unterscheidet von allem und allen anderen“ (wenn die Seele wirklich das ist, was uns unterscheidet, dann ist sie es, die uns dazu bringt all das zu tun, was Tiere und Pflanzen nicht machen: uns gegenseitig weh zu tun, Tiere zu verletzten, den Planet kaputt zu machen. Und dann sollte man das Image der Seele mal ernsthaft hinterfragen! Vielleicht ist eine Seele ja was böses? Und die guten Menschen haben weniger davon als die bösen? Schon mal drüber nachgedacht?). Oder er ist einer der Gutroboter, der sein Leben der Menschwerdung widmet.

Aber Leute: Wenn die nix fühlen-wie können die denn dann eifersüchtig sein? Oder enttäuscht? Oder sehnsüchtig? Oder zornig? Oder rachsüchtig? Das ist doch Quatsch!

Und was mich am meisten schockiert: Dass wir das alles wort- und widerspruchslos schlucken. Ich als allererste! Auf der einen Seite akzeptieren wir – im selben Film – dass ein Roboter eine Seele will, also Sehnsucht hat, sprich was fühlt und dann, dass er Menschen gnadenlos „eiskalt“ ermordet, weil er nix fühlen kann (weil Menschen sowas ja nicht machen. Ja, allet klar!). Sag mal, geht es noch?

Der Grund dafür, dass wir das akzeptieren, ist natürlich, dass es für uns selbstverständlich ist zu denken, dass der Mensch das beste, tollste und wichtigste ist. Daher würden wir nie eine Motivation hinterfragen, die darauf abzielt, dass jemand was will, was wir haben oder dass jemand so werden will wie wir. Deswegen funktioniert auch Propaganda und Angstmacherei so gut bei uns. Mit der Masche: Der will uns was wegnehmen, der hasst uns, weil wir so toll sind, kann man uns praktisch jeden Unsinn verkaufen. Ich weiß nicht warum, aber ich finde das furchtbar. Und beängstigend größenwahnsinnig. Ich finde nicht schlimm, dass wir Spaß an solchen Filmen und ihrem Nonsens haben, den hab ich ja auch. Total. Aber dass wir uns nicht hinterher bewusst werden, dass wir nicht die ultimative Antwort auf alles sind. Oder uns zumindest fragen, ob wir das tatsächlich sind. Ich frage mich nun ganz ernsthaft, ob Tiere, die wahrscheins nicht einen Gedanken daran verschwenden, wie besonders sie sind, nicht die besseren Menschen sind?

Was ist so toll an uns, wenn wir noch nicht mal hinter unsere eigene Verblendung sehen können?

4 Kommentare

  1. schlingsite sagt:

    Roboter sind Maschinen und können nur so tun, als ob sie leben.

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    1. Das frage ich mich ja eben: Warum sollten sie das wollen? Es sei denn man gibt ihnen das als Motivation mit. Warum sollte ein Roboter zum Ziel haben einer von uns zu sein? Wir gehen davon aus, dass ein Roboter logisch denkt. Wenn er das tut und sich bei uns umschaut, wird er aber doch alles tun, um KEIN Mensch zu sein. In Filmen und Büchern setzen wir es jedoch als klar voraus, dass der Robo traurig ist, weil er kein Mensch ist (ich auch!), das erscheint uns total schlüssig. Ist aber eigentlich total bescheuert. Wenn man mal drüber nachdenkt, ist es auch sehr aussagekräftig: Unsere Überzeugung, dass jeder so sein will wie wir oder versucht und nachzuahmen, sei es Maschine, Tier oder Außerirdische, sagt viel über unsere Spezies aus.

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      1. schlingsite sagt:

        Vielleicht erfasst er auch den Menschen als hinderlich bei der Ausführung von Programmen, zumal Menschen mehr Rechte haben. Der Robi ist da nicht sauer oder neidisch, sondern beseitigt nur Schwierigkeiten.

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        1. Da hab ich auch drüber nachgedacht, wollte den Text aber nicht überladen: Dass letztendlich ein Robo schon was mögen kann, nämlich, wenn es ihm schlüssig erscheint. Dann hätte er eine Präferenz, was ja dem Mögen nahe kommt.

          Und dann wäre es eigentlich nur logisch für ihn uns auszuschalten. Aber was er dann real macht? Eigentlich müsste er dann feststellen, dass wir viele und er einer ist und sich selbst als gescheitert ansehen? Oder versuchen viele zu werden? Aber die Idee, dass ein Roboter uns als „Eltern“ ansieht und uns nacheifern will, wie auch in Prometheues angeschnitten, ist schlichtweg abstrus.

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