Ok. Es ist mal wieder Zeit für ein paar bunte Bilder im Bildlichen Intermezzo. Dazu gibt es noch einen kleinen Text.
Ich bin
am glücklichsten:
wenn es regnet
am gesündesten:
im Herbst
am nahsten an mir selbst
nach ein Uhr nachts
Obwohl die oben genannten Zustände absolut tonangebend und aussschlaggebend für (m)ein Leben sind, hab ich in keinem einzigen ein Entscheidungs- oder Mitspracherecht gehabt. Vieles, was wir sind, sind wir einfach. Vieles was wir sind, besteht aus Abläufen in unserem Körper, unseren Hormonen, unseren Genen, bei denen wir nix zu sagen haben. Die Kunst im Leben ist es raus zu finden: Wer bin ich? Denn das wissen wir nicht, wenn wir geboren werden. Wir lernen uns selbst erst nach und nach kennen. Lernen mit uns und unserem Wesen umzugehen.
Ich hab zum Beispiel gelernt, dass Genuss für mich wichtig ist. Das kann positiv sein, aber auch negativ. Es kann dazu führen, dass ich mir was Gutes tue und mich wohl fühle wie eine schnurrende Katze am Ofen, aber auch, dass ich noch eine Runde zock und noch eine, obwohl ich eigentlich in’s Bett gehen sollte. Ich wusste schon bevor es wissenschaftlich bewiesen wurde, dass sowas auch genetisch veranlagt ist, dass das Teil meines Wesens ist und dass ich damit vorsichtig umgehen muss.
Der heutige Funktionalismus führt dazu, dass man denken könnte, wir allein haben in der Hand, wer wir sind. Wenn wir nur die richtigen Formeln anwenden und an uns „arbeiten“, dann können wir schon gute, optimierte Versionen von uns selbst werden und Störgeräusche elimieren. Heute denkt man, der Normalzustand ist: Wir funktionieren einwandfrei, gehorsam und wirtschaftlich. Und was nicht so ist, wer nicht so ist, ist nicht normal (und muss an sich – Ihr ahnt es schon – „arbeiten“). Wenn einer krank ist, dann findet man raus, was nicht funktioniert, repariert das und dann ist alles wieder gut.
Aber so einfach und simpel ist es nicht. Wir sind nicht so einfach und simpel. Sonst würde es schon lange keinen Krieg, keine Kampfsportarten, keinen Haß, keine Verbrechen, kein Doping und so was geben. Aber dann würde es auch keine Demonstrationen für den Frieden, keine Hilfe beim Hochtragen vom Kinderwagen, kein Stolpern und wieder aufstehen, keine Karikaturen, keine Kunst, keine Muße, kein Sein geben. Wäre alles rein nützlich, wären wir allein mit unserem Geist und Willen in der Lage uns zu formen, wäre alles auf’s optimale Funktionieren ausgelegt, würden wir vielleicht existieren, aber nicht erleben und leben. Wahrscheinlicher ist, dass wir dann auch schon lange ausgestorben wären.
Zum Glück entzieht sich sowohl unser Körper, als auch unser Wesen größtenteils unserem Willen. Ich weiß nicht, warum ich Mitgefühl empfinden kann, obwohl ein anderer, der genau wie ich gelernt hat, dass Mitgefühl zu empfinden richtig ist, es nicht empfinden kann. Ich weiß nicht, warum Dummheit und Ignoranz mich wütend und ungeduldig macht, während andere geduldig daran arbeiten können Dummheit und Ignoranz zu beseitigen. Ich bin einfach so. Ich kann nicht plötzlich aufhören mitfühlend zu sein. Das geht nicht, selbst, wenn ich es wöllte, weil ich das Mitgefühl ja fühle. Und wenn ich es unterdrücke, dann werde ich traurig und kratzbürstig. Dann verzweifle ich, weil ich weiß, es ist falsch kein Mitgefühl zu haben. Woher ich das weiß? Weil ich es so fühle. Menno, is doch logisch!
Manchmal hassen wir das. Wir wünschen uns wir könnten so oder so sein, dies oder jenes fühlen. Könnten es uns leichter machen, weniger leiden. Aber wenn ich so drüber nachdenke, bin ich einfach nur froh, dass ich bin und dass ich fühle.
Ich wünsch Euch wunderschöne Regennächte in einem tollen Herbst!