Ok. Heute nur ein kurzes, friedfertiges Hallo und ein paar Bilder. Ich bin in einer meiner üblichen Phasen, in denen mein Kreativ- und Gedankenreservoir sich auffüllt. Ganz viel ist wie immer im Umbau, von manchen verabschied ich mich, manches gewinne ich und am Ende, wenn das Reservoir gefüllt ist, komm ich hoffentlich mit glänzenden, aufsehenerregenden Perlen wieder an die Oberfläche.
Ein Gedanke ist mir heut ins Gehirn gesprungen und ich hab ihn paar Mal gedacht, denn er drückt haargenau aus, wie es mir grad geht:
Ich oszilliere zwischen: „Meine Güte, ich bin so verkorkst!!!“ und „Nee, nicht ich, die Welt ist so abgefuckt und verkorkst!!!“
Das hab ich ganz oft: Dass ich zuerst „Schuld“ oder „Grund“ bei mir suche und dann erhebt sich mehr und mehr ein rebellisches Gefühl in mir, dass ich nicht diejenige bin, die falsch tickt, nur weil ich mich anders fühle oder was anderes will oder was anderes sehe als viele anderen. Dieses Gefühl ist wie eine Welle. Es startet als kleine, winzige, kaum hörbare Stimme. Ein Stimmchen. Und schwillt immer mehr an, bis es mich mit absoluter Sicherheit überflutet. Ich glaube, das eine ist das, was mir beigebracht wurde und das andere ist meine eigene, unbezähmbare Natur, die sich einfach nicht zum Schweigen bringen lässt. Ich finde es schön zu denken, dass ich eine eigene Natur, ein eigenes Wesen hab, das nur mir gehört und unantastbar, unveränderbar ist. Und ich bin so glücklich und dankbar für dieses Gefühl, diesen Rebell in mir, der sich nicht unterbuttern lässt. Ja, mein Leben wäre zehntausendmal leichter ohne rebellisch und aufmüpfig und anders zu sein. Und ja, als Kind und Teenager hab ich mir so oft gewünscht einfach wie alle anderen zu sein. Aber der Rebell in mir hat mir schon so oft den Arsch und die Seele gerettet. In echt und metaphorisch.
Nu bin ich eine komische Sorte Rebell, weil ich auf der anderen Seite superkorrekt, tüchtig und schwäbisch bin; bin also keiner dieser Laissez-faire Rebellen. Aber gut, so bin ich eben. Und auch wenn es sich albern und pathetisch anhört – das Leben ist nu mal eben manchmal auch pathetisch – rollen beim Schreiben dieses Satzes gerade eben jetzt zwei echte Tränchen über mein Gesicht. Bittersüße Tränen – bestehend aus vergangenem, unverheiltem Schmerz, aus gefühltem, dankbarem Glück und aus entfesselter, erschöpfter Befreiung und Ankommen. Das alles bedeuten diese Worte für mich. Ich hab diesen Satz gesagt, über ihn nachgedacht und ihn gemalt: So bin ich eben. So bin ich eben.
Ich halte still
Wir sind so gewohnt nicht inne zu halten. Manchmal nehm ich mir daher die Zeit und denke tatsächlich über einen Satz nach. Horche in ihn rein. Lass ihn auf mich einwirken, anstatt ihn nur zu verwalten und abzuhaken. Und meistens merke ich dann, dass der Satz viel mehr bedeutet oder vielleicht was ganz anderes, als ich dachte, dass er bedeutet, als ich ihn nur so ganz schnell und aus dem Augenwinkel heraus gesehen hab. So ging es mir mit dem Satz „Liebe tut nicht weh“. Als ich darüber nachgedacht hab, hat der Satz plötzlich eine Ernsthaftigkeit entfaltet, die ich ihm nie zugetraut hätte. Das fand ich schön.
Vielleicht ist es mit Sätzen wie mit uns selbst auch: Je mehr wir ihnen zutrauen, desto mehr können sie sein.