Nachts

Diese Nacht
wie schwarzer Chiffon umhüllt sie mich, fließt um mich herum

Diese Nacht
raschelt leise, der Wind erhebt sich und treibt sie vor sich her wie eine Herde
sie versucht links und rechts anzutäuschen und auszubrechen, doch der Wind
ist kein heuriger Hase, er erahnt die nächste Bewegung und hat sie schon unterbunden

Diese Nacht
tut so, als würde sie das stören, aber in Wahrheit ist sie froh,dass
ihr die Entscheidung abgenommen wird und sie sicher ist in ihrer Freiheit
Es ist nur ein Spiel

Diese Nacht
starrt mich mit weit aufgerissenen, blicklosen Augen an
wie von einem Laservisier gesteuert, schiebt sie sich durch jede Schicht
jeden Schutzwall und schaut genau in die Mitte von mir, in den Kern
dahin wo die wichtigen Meetings stattfinden, dahin wo es zählt
und wo keine Spiele mehr gespielt werden

Diese Nacht
beobachtet uns seit Anbeginn der Zeit, ein treuer, verschwiegener Chronist
unbewegt, tröstlich, verheißungsvoll, singt sie uns vom Sein

Diese Nacht
und ich haben ein Einverständnis, einen stummen, geheimen Pakt
ich bewundere sie, trinke sie, lasse sie ihren Tanz für mich aufführen,
um ihr mit verzückten, traurigen Augen zu applaudieren
dafür berührt sie mich, bewegt sie mich, lässt mich das Uralte erfühlen
lässt für mich die uralten Mythen und Legenden erstehen,
von Titanen, die auf windgepeitschen Rössern kraftvoll grazil durch die Luft galoppieren

Diese Nacht
und ich

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