Demokratie?

Ok. Leute – ich hab schlechte Neuigkeiten. Und ich mein richtig schlecht. Hilft ja alles nüscht, ich lass die Katze jetzt einfach mal aus dem Sack: All die Jahrzehnte, während der unsere Großeltern, Eltern und wir geglaubt haben, dass wir in einer Demokratie leben, hat man uns verarscht. In Wahrheit leben wir in einer Art moderner Feudalismus und es stellt sich (für mich) generell sogar die Frage, ob es sowas wie Demokratie überhaupt gibt. Es ist wohl was Wahres an dem Spruch „Wenn unsere Stimmen bei Wahlen was bewirken würden, dann hätten sie uns das freie Wahlrecht nie gegeben.“ Also gut, ich erzähl mal, was ich weiß und denk und dann könnt Ihr am Ende selbst entscheiden, ob Demokratie existiert oder ob sie – so wie wir sie leben – nur eine PR-Maßnahme ist.

In den letzten Jahren sind viele brisante Informationen ans Licht gekommen. Einerseits durch Leaks, andererseits durch diverse Umwelt-und andere Vereine (God bless them!), die in den letzten Jahren gegen große Firmen und Politiker geklagt haben und so an Unmengen von internen Unterlagen, Mails und Chats gekommen sind. Und ein Strang dieser Informationen interessiert uns heute für diesen Beitrag: Firmen, Länder und Einzelpersonen, die Gelder – und zwar viele, viele Millionen jedes Jahr, an Kliniken, Universitäten, Journalisten, Ärzte, Lehrer, Politiker, Banken, Medien, Aktivisten – schlichtweg an jeden, der ihnen nützlich scheint oder im Weg ist, zahlen, um folgendes zu beeinflußen:

  • Politik
  • Öffentlichkeit
  • Bildung
  • Forschung
  • Investitionen
  • Arbeitswelt
  • Gesundheitswesen

Das wurde schwarz auf weiß bewiesen und zwar mit Unterlagen der betroffenen Firmen und Zahlungsempfängern selbst (grad erst wurde ein Bericht veröffentlicht, dass harvard und yale mehrere hundert Millionen an Dollar nicht deklariert haben, die sie von china, saudi-arabien und co bekommen haben. Zum Kotzen). Nu könnte man das abtun als das übliche Fehlverhalten, das eben in einer Gesellschaft passiert. Aber, hier geht es um mehr. Um sehr viel mehr. Es geht um die Existenz und Grundlage unserer Gesellschaft und unserer Ideen.

Warum ist das, was diese Länder und Firmen (und es sind wirklich alle großen Firmen: Energiekonzerne, Autofirmen, Pharmazeutische Firmen, Versicherungen, Banken, Interessenverbände etc. – wirklich alle) machen so monströs und so wichtig und nicht nur normale Betrügerei? Deshalb: Was würdet Ihr sagen, wie entwickelt sich eine Gesellschaft? Wie entscheidet eine Gesellschaft, ob man Geld ausgibt, um ein Mittel gegen Krebs zu finden oder lieber um einen Jungbrunnen für Billiardäre zu suchen? Wie entscheidet eine Gesellschaft, dass Humanistik ein Studienfach ist und Arschlocherei nicht (oder so)?

Man würde denken, dass das durch eine Vielzahl von Willensbekundungen und Interaktionen innerhalb der Gesellschaft passiert, die entscheidet, was für eine Art Gesellschaft sie sein will. Und das, was mehrheitsfähig ist, setzt sich durch, denn Mehrheit gibt Legitimation. Also kann man sagen, dass der aktive Wille der Gesellschaft, ausgedrückt durch Wahlen und die Bedürfnisse der Menschen konkret deren Entwicklung steuert und erschafft. Richtig?

Wir alle haben relativ zufrieden in dieser Demokratie gelebt, selbst, wenn wir einzelne Entwicklungen nicht mochten, weil wir der Meinung waren, dass wir, die Gesellschaft, diese Demokratie lenken und bestimmen und wenn meine Stimme nicht gehört wird, dann weil es mehr gibt, die was anderes wollen. Das beinhaltet aber auch immer die Chance, dass vielleicht das nächste Mal meine Stimme gehört wird, wenn ich es geschickt anstelle oder mehr das Gleiche wollen wie ich. Diese prinzipielle, wenn auch nicht reale, Möglichkeit der Teilhabe hat unsere Gesellschaft und ihre Lenker legitimiert.

Bis die oben genannten Unterlagen ans Licht gekommen sind. Bis klar wurde, dass Unis nicht da geforscht haben, wo es für die Gesellschaft gut gewesen wäre, sondern da, wo sie für bezahlt wurden. Entweder um zu forschen oder – und das ist entscheidend – um nicht zu forschen. Bis klar wurde, dass Medienhäuser nicht der Wahrheit oder den gesellschaftlichen Interessen ihre Stimme geliehen haben, sondern Unternehmen. Und die Liste geht endlos weiter.

Nun ist jedem klar, dass Firmen keine 50 Millionen im Jahr zahlen, um nix zu davon zu haben. Firmen zahlen nur 50 Millionen jedes Jahr, wenn ihre Interessen durchgesetzt und geschützt werden. Zum Bespiel dadurch, dass Journalisten nicht darüber schreiben, dass ein Kindergetränk voll von Zucker ist, der die Entwicklung und Organe von Kindern schädigt, wenn die Firma es als „gesund“ bewirbt. Oder dass Unis keine Studien über Feinstaub machen, sondern eine über „Das Auto in der modernen Gesellschaft“. Oder zum Beispiel, wenn eine Autofirma Kreative dafür bezahlt, dass sie eine Kindersendung entwickeln, die sich nicht mit Natur auseinander setzt, sondern von sprechenden, netten Autos handelt und Rasen als das Beste überhaupt darstellt, so dass die Kinder von klein an Autos als „Freunde“ und was alltägliches, etwas Erstrebenswertes ansehen. Und so weiter und so fort. Der Perversität und Perfidität sind da wirklich keine Grenzen gesetzt.

Also, unter dieser Prämisse, nochmal die Frage: Wer bestimmt in welche Richtung wir uns entwickeln, was wir erforschen, was wir lehren, für was wir zahlen und wohin wir gehen? Wer hat in den letzten Jahrzehnten die Richtung in Deutschland bestimmt? Wir? Oder die Firmen, die jährlich Millionen – an der Gesellschaft vorbei – in die Entscheidungsknoten unserer Gesellschaft investieren, damit ihre Interessen vorrangig behandelt werden vor den Interessen der Gesellschaft?

So, jetzt ist es raus. Wenn man es einmal durchschaut hat, wenn einem der Prozess einmal bekannt ist, wird einem das Ausmaß des Verrats so deutlich vor Augen geführt, dass einem schlecht wird und man nur noch kotzen will. Aber nochmal: Warum ist das anders als die übliche Miste mit Machtmissbrauch? Aus 2 Gründen: Einmal, weil wir nicht wussten, dass das passiert und uns weder wehren noch eingreifen konnten. Und vor allem wegen dem, was hätte sein können.

Stellt Euch mal die Frage, wie wir uns entwickelt hätten, wenn unsere menschlichen, gesellschaftlichen Interessen die Entwicklung gesteuert hätten. Wenn die Öl-Firmen vor 30 Jahren der Wissenschaft keinen Maulkorb verpasst hätten und nicht aktiv daran gearbeitet hätten Klimaforscher öffentlich zu diffamieren und Misstrauen gegen die Wissenschaft zu streuen. Vielleicht würden wir alle schon lang in klimafreundlichen Häusern leben. Vielleicht hätte schon lang jemand einen neuen, ungiftigen Treibstoff empfunden, weil Ressourcen in diese Forschung geflossen wären. Vielleicht würde heute kein Mensch mehr Auto fahren, weil wir schon lang beamen. Und unzählige Menschen wären nicht tot oder krank durch Autounfälle oder Abgase.

Was wäre passiert, wenn die Forschung über Autoabgase, Plastik und Umweltverschmutzung geforscht hätte, anstatt Geld dafür zu kriegen das nicht zu tun? Nun, Jahrzehnte verspätet, da alles ans Licht gekommen ist, tut sie das plötzlich. Und es wird deutlich, dass die Firmen ihr Geld mit der Zerstörung der Welt und der Menschen verdienen. Alleine letztes Jahr gab es zig neue Studien, die belegt haben, dass

  • Kinder bereits im Mutterleib Schädigung an Lunge, Herzen haben durch Autoabgase
  • Menschen, die in der Stadt leben alle Veränderungen am Herzen haben durch die Luftverschmutzung
  • Plastikpartikel sich im Körper absetzen und den Hormonhaushalt verändern (erst an Fischen belegt, aber ich persönlich hab keinen Zweifel, dass das beim Menschen auch noch kommt)
  • Feinstaub etc. einen Anteil an Depressionen und Angstzuständen beisteuert
  • unser Gehirn und Verhalten durch Umweltverschmutzungen beeinträchtigt werden – sprich alle, die in der Stadt oder nah an einer Fabrik leben, werden tatsächlich täglich etwas dümmer

Und auch diese Liste geht endlos weiter. Wenn wir all das bereits vor 30 Jahren erforscht hätten, hätte die Autoindustrie uns mit ihrer Werbepropaganda genauso gefickt wie sie es nun getan haben?

Ich hab jetzt hier nur 2 Punkte – Umwelt und Gesundheit – beleuchtet und Ihr seht schon welche enormen, unumkehrbare gesellschaftliche Konsequenzen die Handlungen dieser Firmen und Länder haben. Und wir haben noch nicht über Menschenrechte, Gesetze, Arbeiterrechte, philosophische Ausrichtung der Gesellschaft etc. gesprochen. Eine Folge der Handlungen dieser Firmen ist auch die, dass sie mit ihren Bestrebungen die Gesellschaft in ihre Richtung zu drücken diese total unterwandert haben. Wenn sie einen Journalisten dafür bezahlen einen Artikel gegen „Eliten“ oder Wissenschaftler zu schreiben, weil diese dem Gewinn der Firmen im Weg stehen, dann hat das Folgen. Heute haben wir deshalb Millionen von Menschen, die sich von dieser Gesellschaft abwenden oder sie sogar zerstören wollen.

Tja, Leute, hier ist es in all seiner traurigen Hässlichkeit und Schäbigkeit. So kommen wir an dem Punkt an, an dem wir erkennen müssen, dass wir nicht in einer Demokratie leben. Denn wen wir wählen spielt keine Rolle. Welche Partei an der Macht ist, spielt keine Rolle (außer der afd, weil abgesehen von allem anderen es deren Bestreben ist selbst die Funktion der Geldkaste zu übernehmen – Geschichte wiederholt sich, wie immer), denn sie muss sich mit den bestehenden Macht- und Entscheidungsstrukturen auseinandersetzen. Sie sind lediglich Erfüllungsgehilfen der Geldkaste. Mehr nicht. Und auch die „kleinen“, regionalen Strukturen, die durchaus demokratisch sind, spielen keine Rolle und machen unsere Gesellschaft nicht demokratischer, da sie nicht entscheidend in die Gesellschaft eingreifen können.

Stattdessen werden wir von einer Art Geldkaste kontrolliert, die bestimmt wie und wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt. Die uns, wie Nutzvieh, dahin lenkt, wo sie den größten Nutzen aus uns ziehen können. Und das bedeutet, dass wir im Feudalismus leben. Wir haben nur den Grundbesitz des Adels/der Kirche gegen den Geldbesitz der Firmen/Menschen als Entscheidungsmerkmal der Führung ausgetauscht. Und das Oberperverse ist, genauso, wie im Feudalismus Bauern für den Adel geknechtet haben: Wir arbeiten für diese Firmen. Und damit arbeiten wir an unserer eigenen Unterdrückung und Zerstörung.

Ich hör oft von Leuten, dass sie die heutige (Arbeits)Welt fast wie Sklaverei wahrnehmen. Das, was ich hier erklärt habe, ist der Grund dafür. Jahr für Jahr hat diese Geldkaste dafür gesorgt, dass unser Handlungsspielraum immer beschränkter wird. Heute haben sie es mit Gesetzen und Strukturen nahezu geschafft unantastbar zu sein. Die Polizei macht z.B. Werkschutz für Firmen. Warum? Weil wir Gesetze haben, die Eigentum höher ansiedeln als Menschen. Wie pervers ist denn das? Und wer profitiert davon? Eigentümer. Obwohl die viel, viel weniger sind in der Gesellschaft als Nichteigentümer. Trotzdem haben sie es geschafft Eigentümer nahezu unantastbar zu machen. Inzwischen wird Dissens praktisch als unmoralisch angesehen. Was Du darfst ist, natürlich nur wenn die Polizei es genehmigt, ein bisschen rumlaufen und Plakate tragen. Alles andere, jede andere Form von Protest wurde inzwischen per Gesetz verboten. Wer profitiert davon? Nicht die Gesellschaft, denn wenn Teile von uns so unglücklich sind, dass sie es äußern wollen, wird es nicht besser, wenn wir ihnen das verbieten. Nein, davon profitieren einzig und allein die, die an der Macht sind. Und die verstecken sich hinter Gesetzen. Gesetzen, die sie selbst gemacht oder für die sie selbst gezahlt haben. Merkt Ihr was?

Ich hab mich nun schon ein paar Monate mit diesen Gedanken auseinander gesetzt. Am Anfang hat alles in mir revoltiert. Ich wollte es nicht glauben, nicht wahrhaben. Ich war stolz darauf in einer Demokratie zu leben und wollte diese Idee nicht loslassen. Zwar hatte ich schon länger Zweifel wegen der Demokratie, aber zuzugeben, dass wir eine Lüge leben, dass wir wie Nutzvieh behandelt werden, war schwer für mich. Aber nun kann ich das alles hier sagen und denken. Das, was ich heute fühle ist Zorn. Und Ungläubigkeit. Dass wir all das wissen – und es keinen juckt.

Ok, das waren die schlechten Nachrichten. Ich hoffe, sie treten Euch nicht so in den Magen, wie sie es bei mir getan haben. Es stellt sich natürlich die Frage: Gibt es denn überhaupt sowas wie Demokratie? Ja, ich glaube, dass Demokratie möglich ist, wenn wir sie so handhaben, wie sie ursprünglich mal angedacht war. Das Zauberwort ist: Beteiligung. Davon schreib ich ein ander mal mehr.

Was absolut wichtig ist und was Ihr mitnehmen solltet ist folgendes: Wir denken immer, dass die Dinge so sind wie sie sind, weil sie eben so sind und dass man nix ändern kann. Das stimmt nicht. Sie sind so, weil jemand sie so entschieden hat und wir alle es nicht hinterfragen. Wir nehmen viel zu viel einfach hin. Ein praktisches Beispiel, das mich jedesmal auf 180 bringt: Der Arbeitsweg. Wir alle finden es total normal, dass der Arbeitsweg allein zu Lasten des Arbeiters geht. Ist eben so. Richtig? Falsch! Es gibt keinen einzigen, realen Grund, warum der Arbeiter den Arbeitsweg alleine tragen sollte. Genauso gut könnte man sagen, dass die Arbeitszeit dann anfängt, wenn der Arbeiter das Haus verlässt. Oder, dass beide hälftig den Arbeitsweg tragen. Also, warum hält sich der Betrieb raus aus dem Arbeitsweg? Weil er es kann. Und warum kann er das? Weil wir ihn lassen. So einfach ist das.

Demokratie und Gesellschaft können nur wirklich funktionieren, wenn wir uns alle aktiv daran beteiligen und nicht unsere Bequemlichkeit über alles stellen. Schließlich ist es unser Leben – warum geben wir alle Macht ab an andere? In dem Moment, in dem wir etwas akzeptieren ohne zu wissen warum, haben wir unsere Beteiligung, unsere Macht, unsere Aktien abgegeben. Das tun die meisten Menschen andauernd. Und das ist der Hauptgrund dafür, dass das alles passieren konnte und dass wir in einer feudalistischen Gesellschaft leben. Es ist unsere eigene Schuld.

Wir sagen: Die Gesellschaft, das sind wir – und dann halten wir uns unser ganzes Leben raus aus der Gesellschaft. Das ist irgendwie albern. Das muss sich ändern. Zuallererst in unseren eigenen Köpfen.

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