Ok. Ich hab viel gemalt in letzter Zeit und will ein paar der Bilder mit Euch teilen. Meine Bilder sind eigentlich immer ein Werk im Fortschritt. In Bewegung. Manchmal male ich ein Gefühl oder ein Motiv 29 Mal und 28 Mal ist es nicht perfekt. Und perfekt heißt hier nicht makellos oder fehlerfrei, sonden es heißt: So, wie ich es haben will, so wie es sein sollte. Das heißt, manchmal veröffentliche ich hier Bilder, die ich nicht wirklich schön oder gekonnt finde, aber sie sind das, wie ich mich in dem Moment ausdrücken kann. Und ich finde es interessant sich damit zu beschäftigen. Mit der Realität. Generell.
Vor allem, weil wir in einer Zeit leben, die so erbarmungslos nach Perfektion strebt und es uns immer schwerer fällt Imperfektion auszuhalten. Wir sind umgeben von Mahnmalen, die uns permanent daran erinnern, dass alle anderen perfekt sind. Was natürlich eine Lüge ist. Aber es ist einfach schwer immer dagegen anzugehen und weiter an die eigene Schönheit, das eigene Leben oder die eigene Meinung zu glauben. Oder auch nur an die eigenen Gefühle. Zum Beispiel, wenn Du mit müden Augen morgens am Bahnsteig sitzt und auf Deine Bahn wartest. Während Dir eine Göttin im Bikini strahlendweiß munter vom Plakat entgegenlächelt und Dir sagt, dass Dir nur die richtige Versicherung fehlt, um schwuppdiwupp alle Sorgen los zu sein. Und Du denkst bloß mit schlechtem Gewissen und sündigen Verlangen an die Tafel Schokolade, die Du gestern abend noch gefuttert hast und überlegst, ob Du überhaupt gut genug versichert bist.
Wie immer mache ich aus den Bildernamen eine Geschichte. Diesmal eine schönschreckliche. Wie hier schon ein paar Mal geschrieben, haben Namen für mich eine besondere Bedeutung. Wie die Bilder heißen erschließt sich mir erst, wenn sie fertig sind und ich sie anschaue. Es gibt auch ein paar Bilder, die bis heute keinen Namen haben und vielleicht auch nie einen bekommen. Die Namenlosen sozusagen. Zur Info: „Die Blume“ ist der Name des Beitragsbilds. Viel Spaß mit den Bildern und der Geschichte, ich hoffe, sie geben Euch Denk- und Gefühlsstoff.
Die Bildernamengeschichte heißt „Unsere Zeit“ und geht so:
Tier sah den Flammenträger und dachte, der schmeckt sicher lecker. Flammenträgerin wartet vergebens allein zuhause und fragt sich: warum? Während die Welt marschiert und Tier in’s letzte Eckchen flieht, sieht sie nun Visionen vom Sturmgewehr und Massenwahn. Sie rennt barfüßig auf die Straße, hält die Leute an, zerrt sie am Kragen „Wir müssen lieben. Hört Ihr? Lieben. Liebe lieben.“ Tränen tropfen auf ihre bloßen, blutenden Füße.
Doch das Volk marschiert. Zylinder drehen und kurbeln sich in hysterisch gezirkelter Verzückung. Sie schreit. Bittet. Fragt. Fleht. Bis die Leidenschaft sie verlässt und niemand mehr ihren Namen weiß. Und so geht sie dahin. Es bleibt nur eine namenlose Blume auf einem namenlosen Hügel. Es bleibt nur ein willkommenes Mahl für den Wurm, der uns mit tellergroßen, runden Augen bewegungslos seit Äonen anstarrt, während er uns verzehrt. Nutzvoll bis zum Ende