Denkexperiment

Ok. Heute hab ich mir ein Experiment ausgedacht. Es handelt sich um ein Experiment über uns selbst, über unsere eigene Wahrnehmung und Logik, unsere Art zu denken und unsere Erwartungen. Ich zumindest finde es total bemerkenswert und es öffnet den Weg für viele neue Ideen und Fragen.

Und das Experiment geht so:
Lest das folgende Gedicht (meine Gedichte reimen sich nie, aber sie fühlen sich trotzdem als Gedichte an). Wenn Ihr es gelesen habt, lest nicht weiter, sondern stoppt kurz und denkt über das Gelesene nach und was damit wohl gemeint ist. Es geht darum bewußt darüber nach zu denken und sich eine Meinung zu bilden.

Wenn Ihr das gemacht habt, dann lest weiter, was unter dem Gedicht steht (aber nicht schummeln und vorher lesen!).

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Ok. Zur Erklärung: Ich liebe es Wortketten zu bilden, indem ich bewußt nicht denke und nicht versuche den Wortketten, den Wörtern einen Sinn zu geben. Das Denken auszuschalten ist schwer, viel schwerer, als man meinen könnte. Meistens schaffe ich es nur für ein paar Sätze, wenn überhaupt, was ich an sich schon total faszinierend finde.

In diesem Gedicht hab ich es geschafft die ersten 4 Sätze ohne Sinn und Inhalt zu schreiben. Das interessante bei der Sache ist: Wenn man das nicht weiß, erkennt man trotzdem einen Sinn, eine Bedeutung darin, obwohl sie keinen Sinn haben. Selbst mir geht das so, wenn ich es wiederlese.

Das bedeutet, was Ihr gedacht und gefühlt habt bein Lesen, den Sinn, den Ihr diesen 4 Sätzen gegeben habt, ist Eurer. Ich hab den Sätzen keinen Sinn, keine bewußte Bedeutung mitgegeben. Ihr habt beim Lesen durch Euer Denken den Sinn verändert und dem Gedicht was ganz Neues, Eigenes gegeben. Somit haben wir gemeinsam das Gedicht geschaffen: Ich hab es gemalt und geschrieben und Ihr habt es gedacht und gefühlt. Und dadurch existieren so viele Versionen des Gedichts, so viele Leute es gelesen haben. Das fühlt sich komisch und unheimlich an, wenn man so darüber nachdenkt.

Das Ganze führt einen natürlich auch schnurstracks zu der Frage: Warum müssen wir Sinn in allem sehen? Und wozu führt unser Zwang, unser Tick, unser genetischer Defekt, in allem einen Sinn zu sehen? Haben wir vielleicht die Welt total falsch verstanden, nur weil wir alles für sinnvoll halten (müssen)? Und damit meine ich nicht nur emotionale Dinge, sondern auch Physik, Chemie und so weiter. Vielleicht ist Gravitation eigentlich ganz anders, als wir denken, nur wir können es nicht sehen, weil wir nur kleine Bildausschnitte sehen können, denen wir dann zwanghaft einen Sinn, eine Ordnung geben müssen? Sehen wir nur, was wir sehen wollen und in Wahrheit ist alles ganz anders?

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Wir denken, wenn wir ein Experiment 29 mal machen und das gleiche Ergebnis rauskommt, dann haben wir was bewiesen. Wir denken, wir haben etwas geschafft und haben es im Griff und verstanden. Also abhaken und weiter. Was ist aber, wenn wir viel zu kurz denken und aufgrund von unserer kurzen Lebensspanne und unserem Sinn- und Ordnungsbedürfnis gar nicht in der Lage sind zu sehen, dass das Experiment 29999999 mal gemacht werden muss, um ein Ergebnis zu bekommen und dass dann vielleicht ein ganz anderes Ergebnis rauskommt? Und ist es möglich, dass es überhaupt kein Ergebnis gibt? Ganz schön beängstigend. Also lieber sinnsüchtig sein als Angst zu haben? Ist es das?

Natürlich hab ich keine Antworten auf diese Fragen. Nur Annäherungen. Was wir aber immer im Hinterkopf behalten sollten, ist, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Die Menschen, die glaubten die Erde ist eine Scheibe, waren genau so sicher, dass sie das wissenschaftlich bewiesen haben, wie wir denken, dass wir das widerlegt haben.

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