Weggedacht

Ok. Ich habe zwei Gaben, für die ich sehr dankbar bin. Ich kann mich den meisten Dingen von mehreren Seiten annähern. Und ich kann Dinge ernstnehmen, respektieren, sie losgelöst von mir selbst anschauen. Ihnen ihre eigene Identität lassen. Dadurch hab ich die Möglichkeit oft einen Frieden zu schließen, der andersweitig unmöglich wäre. Wenn wir die Dinge des Lebens immer nur verknüpft mit uns betrachten, erfahren wir sie auch immer nur emotional. Sozusagen haben wir zwar viele unterschiedliche Sorten Eiscreme, aber immer nur eine Geschmacksrichtung. Unsere eigene.

Nun habe ich geschrieben: die meisten Dinge. Es gibt ein paar Ideen, Gefühle, Situationen, derer ich nicht Herr werde. Die ich nicht akzeptieren, denen ich nichts Positives abgewinnen kann. Die mir wehtun oder mich zornig machen. Seit Jahren ist eines meiner persönlichen Ziele, dass ich in mir drin nicht wegschaue. Ihr kennt das sicher, es gibt Bereiche, Wahrheiten in uns, die uns beschämen, ängstigen oder erschrecken. Im Normalfall drängen wir diese erschreckenden Dinge in’s hinterste Abstellkämmerlein und schauen schnell weg. Und wenn unsere Gedanken versehentlich doch dorthin wandern sollten, denken wir schnellstmöglich wieder weg. Das ist nicht schlimm, aber ich habe beobachtet, dass das Wegdenken mehr Probleme macht, als es löst.

Es bewirkt genau das Gegenteil von dem, was wir damit bezwecken. Wir wünschen uns, dass diese dunklen Ecken in uns verschwinden, dass wir sie vergessen, aber mit jedem Wegdenken machen wir sie nur noch größer und furchteinflößender. Wir geben ihnen mehr Macht. Daher hab ich folgende Regel (die ich natürlich auch nicht immer schaffe einzuhalten): Wenn ich wegdenken will, dann schau ich erst recht nach, was sich da im Eck verkrochen hat. Und alles in allem geht es mir damit saugut.

Das Hinschauen hilft – bis eben auf die wenigen Punkte, bei denen es gar nix bewirkt. Als würde ein Ball gegen eine Gummiwand prallen. Er sinkt ein, gibt die Energie an die Wand ab und plumpst leblos, energielos zu Boden. Ich weiß nicht, ob das heißt, dass es einfach nichts positives zu sagen gibt zu diesen Dingen oder ob es an mir liegt. Vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit, noch nicht weise, nicht stark genug?

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