Ok. Hier ein halbwildes Sammelsurium von einem halben Dutzend Gedanken, die ich grad hab. Ihr könnt sie auf einen Haps verschlingen oder sie in kleine Portionen aufteilen, so wie es Euch am besten bekommt. Sie sind noch nicht vollständig ausformuliert und zu Ende gedacht, ich will sie einfach gern festhalten und in die Welt werfen, so dass sie nicht verloren gehen. Denn so oft passiert es mir, dass ich was denke, was mir ungeheuer interessant vorkommt. Oder dass ich eine Schlussfolgerung ziehe, die mich umhaut und die, wie im Cartoon, ein Lämpchen über meinem Kopf angehen lässt. Und meistens ist es so, dass mir diese Sachen passieren, während ich irgendwas mache: Zähne putzen, Teewasser aufsetzen, zur Bahn laufen. Und dann sage ich so zu mir: „Oh, das musst Du Dir unbedingt merken.“ Natürlich mit dem Ergebnis, dass ich es in dem Moment, wo ich die Zahnbürste wegstelle, den Wasserkocher ausmache oder mich in die Bahn werfe, prompt wieder vergesse.
Und wenn der Gedanke es tatsächlich 2 Wochen später schafft doch wieder in mein Bewusstsein zu klettern (ich stell mir das bildlich vor. Ein riesiger Marktplatz mit Millionen von Gedanken, Ideen und Visionen. Es ist laut, weil alle reden, sich erklären, argumentieren, ungeduldig von einem Fuß auf den anderen hüpfend. In einer Ecke schläft ein Gedanke erschöpft ein, nachdem er 12 Stunden angestanden hat, um zur nächsten Bewußtseinsebene zu kommen – und 2 Gedanken, bevor er dran war, kam die Durchsage: „Sorry, Leute, für heute machen wir zu, sie ist grad eingeschlafen. Die von der Traumagentur übernehmen jetzt, Ihr könnt um 5 Uhr wiederkommen.“ Am einen Ende des Platzes gibt es eine große Glastür, sie ist riesig, wie in den amerikanischen Filmen aus den 50-er Jahren, mit geschliffenem Glas und weißen Musselinvorhängen an der Innenseite (ich hab keine Vorstellung, was Musselin ist, es klingt nur so toll. Wahrscheinlich macht es gar keinen Sinn Vorhänge daraus zu machen. Ist aber auch wurscht, Hauptsache das Wort ist gut anzusehen. Wir leben doch im Zeitalter der „alternativen Fakten“, kann ich jetzt auch einmal zu meinem Vorteil nutzen!!!).
Vor der Tür stehen ehrfurchgebietende Einlassmenschen, an einem Tisch sitzt ein Mensch, umgeben von Büchern, Akten und Schriftrollen und dieser Mensch ist der, an dem alles hängt. Jede Entscheidung, wer nu durch darf, wer sich lieber nochmal hinten anstellen sollte, weil seine Argumente löchriger sind als Schweizer Käse und wer zum neunten Mal vergeblich versucht mit dem gleichen unoriginellen Gedanken durchzukommen und einfach unfähig ist dazu zu lernen. Zum Glück hat der Einlassmensch eine unendliche Geduld. Es ist schließlich seine Aufgabe, Einlassmensch zu sein, darum existiert er)…. ok, wo hat der Satz irgendwann mal begonnen…. ich fang lieber nochmal an: Und wenn der Gedanke es tatsächlich 2 Wochen später doch wieder schafft in mein Bewusstsein zu klettern, dann ist es oft so, dass ich zwar die Essenz des Gedanken noch habe, aber das, messerscharfe, was ich 2 Wochen zuvor hatte, die Formulierung, die 2 Wochen zuvor so haargenau das gezeigt hat, was ich meine, ist mir verloren gegangen. Und das ist schrecklich.
Es ist fürchterlich frustrierend und ich fühl mich mächtig machtlos. Um nicht zu sagen bewußt ohnmächtig (Ob wohl irgendjemand den kleinen eingebauten Wortspaß bemerkt hat?). Ich hasse dieses Gefühl. Aus tiefstem Herzen. Es ist eines der wenigen Gefühle, die mich so zornig machen, dass ich am liebsten mein Spielzeug kaputt machen will vor lauter jähem Zorn. Umso merkwürdiger ist das, weil ich sonst eigentlich so unzornig bin. Aber wenn ich um Dinge herumerklären muss, sie aufmalen muss, weil ich das Bild verloren hab, das sie glasklar zeigt, dann werde ich biestig.
Ja, ich weiß, es gibt die Möglichkeit eine Diktaphons. Und mit Handy, Ipad etc. hat man das ja auch immer parat. Aber irgendwie schaff ich das nicht. Ich komm mir albern vor, wenn ich so tue, als wäre ich ungeheuer wichtig und meine Stimme klingt wie der einsame Rufer im Wald, wenn ich in die stille Leere sprech. Sie schämt sich quasi fremd für mich. Obwohl, eigentlich ist es ja nicht fremd, ist ja meine Stimme. Schämt sie sich dann bekannt? Hm. Nee, nee, was ich wirklich brauch ist eine Schnittstelle von meinem Hirn zu einem Verarbeitungsgerät. So dass das, was ich denke, sofort aufgezeichnet wird. Ich denke das Wort „Aufnahme“ und schon geht es los. Das wäre klasse! Und so, schwuppdiwupp, 29992929 Wörter später sind wir nun am ersten der Gedanken, die ich hier in die Luft und Welt werfen will, angekommen.
Gedanke 1
Studien haben ja schon lange nachgewiesen, dass Bewegung hilft beim Denken. Aber das wussten wir ja eh schon alle aus eigener Erfahrung. Nicht umsonst gehen viele Menschen spazieren oder joggen, wenn sie über was nachdenken wollen. Von dieser Prämisse ausgehend hab ich mir 2 Fragen gestellt:
- Sind Jogger deshalb klüger? Oder mehr mit sich im reinen? Kennen sie sich besser aus mit sich selbst und der Welt als unjoggende Menschen? Das müsste doch eigentlich so sein, oder? Wäre doch nur der logische Umkehrschluss?
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Ich glaub jedoch nicht, dass das Phänomen auf körperliche Bewegung beschränkt ist. Ich finde, dass jede Aktion, die mich ablenkt ohne mich zu konsumieren, mir dabei hilft bestimmte Bereiche in mir frei zu setzen. Was mich zu der Frage bringt: Ist es dann nicht kontraproduktiv sich „zu konzentrieren“ und Ruhe zu haben, wenn man sich geistig betätigen muss? Zum Beispiel bei einer Klausur? Ich kann mich noch gut erinnern, als Teenager wurde mir immer gesagt, ich könne nicht lernen, während ich laut Musik höre. Ich hab natürlich immer gesagt, dass das Quatsch ist und die Musik mir beim Lernen hilft (Scheiß Erwachsene). Nu hätte ich das natürlich auch gesagt, wenn die Musik mich so abgelenkt hätte, dass ich meinen eigenen Namen vergessen hätte, aber es hat tatsächlich der Wahrheit entsprochen. Sollten dann Klausuren nicht eigentlich mit halbleiser Musik und auf dem Laufband oder beim Kartoffeln schälen geschrieben werden?
Von diesem Gedanken führt direkt ein Schleichweg, kaum sichtbar zwischen den Büschen und Bäumen, zum nächsten aufmüpfigen Gedankenkameraden.
Gedanke 2
Wenn Musik hören nun tatsächlich helfen sollte beim Lernen – wie viele andere Sachen, die wir als ‚Wahrheit“ gelernt haben, sind nicht mehr als Blödsinn, der uns kontrollieren soll? Das still sein und sitzen beim Klausurenschreiben dient ja letztendlich auch nur der Kontrolle, so dass niemand schummeln kann. Warum ich das gedacht hab, ist, weil ich einen Artikel gelesen hab, der darum ging, dass Studien gezeigt haben, dass normaler, gemäßigter, gelegentlicher Alkoholkonsum in der Schwangerschaft null negative Folgen für das Kind hat. Das hat mich zornig gemacht. Nein, keine Angst, mich hat nicht der Zorn gepackt, weil Alkohol keine Kinder schädigt, sondern weil dies eins der Millionen Dinge sind, die uns Frauen ständig aufoktroiert werden mit dem Ziel uns zu kontrollieren und uns „rein“ zu halten. Als Nicht-Frau sind einem diese Dinge wohl nicht so bewußt. Und auch als Frau, werden sie einem erst bewusst, wenn man mal anfängt darauf zu achten. Ich hab eine ganz krasse Gefühlserfahrung mit dem Lied „Tomboy“ von Princess Nokia gehabt. Letzte Woche hab ich darüber geschrieben und das Ganze wird es in voller Länge die nächsten Tage geben, aber hier schon ein Auszug, der vielleicht ein bissle erklärt, was ich meine. Wie üblich ist es in Englisch, weil ich Musik eben in English denke:
„Probably only women can understand the bold, daring empowerment and the delirious freedom you feel, when a woman screams 10 times „With my little titties and my phat belly“ in the mic.
Having little titties, a small ass, a big nose, a big belly, long feet is something you deal with in silence. You think about it only, when nobody can see you. It keeps you awake at night, it tortures your soul and it makes you akwardly aware of your self. Every picture of these picture perfect women just makes you feel more shabby and inadequate. It starts with one feeling, but soon you are buried beneath a mountain of shame, hate and despair. The mountain makes you to go to a doctor and let him break your nose, your feet, your toes, your legs. You beg him to put a foreign object in your titties, your calves, your flat ass. You implore him to poison you, so that your nerves don’t function anymore. Having a woman scream, shout, that she has little titties, without apologizing for it, without feeling imperfect about it, without connecting her whole personality to the smallness of her breasts, is easily the most inspiring thing as far as feminism is concerned, I heard the last 5 years.
Ich war selber ganz schockiert wie befreiend und erhebend es für mich ist eine Frau von ihren kleinen Brüsten sprechen oder besser singen zu hören. Obwohl ich ja eigentlich viel in mich reinhör und mich gut mit mir auskenn, hat mich das hinterrücks erwischt. Ich wusste selber gar nicht, wie sehr die Erwartungshaltung der Gesellschaft an Frauen und an unser Erscheinungsbild mich belastet oder ärgert. Was mir in letzter Zeit am meisten auffällt und mich aufregt, ist, dass Manner oft meinen entscheiden zu können, ob das, was wir Frauen fühlen real oder angemessen ist oder nicht. Und zwar tun sie das auf eine Art und Weise, wie sie es nie mit anderen Männern machen würden. Nu ist das nicht anders bei nicht-weißen Menschen. Denen wird auch nonstop von weißen Menschen erzählt, was sie fühlen dürfen und was nicht. Wenn wieder ein schwarzer Mann in amerika von Polizisten ermordet wurde, dann dürfen sie das nicht persönlich nehmen und wenn sie deswegen zornig sind, dann sind sie Rassisten oder Vaterlandsverräter. Oh, bevor ich es vergesse: Hertha Berlin-ich liebe Euch! Egal, warum Ihr es gemacht habt, selbst, wenn es nur um PR ging. Dass Ihr Euch solidarisch gezeigt habt mit den schwarzen Profisportlern in amerika, die gegen Rassismus und Polizeibrutalität demonstrieren, indem sie die Nationalhymne boykottieren und hinknien und auch hingekniet seid, finde ich klasse und bewegend. Wir brauchen mehr davon! So viel mehr! Zurück zum Gedanken: Eigentlich ist es immer ein klares Zeichen dafür, dass jemand tatsachlich unterdrückt wird: Wenn Menschen andere Menschen so wenig respektieren oder wahrnehmen, dass sie ihnen nichts zugestehen. Nicht mal das Recht zu fühlen, was sie eben fühlen. Das führt uns nun direkt zu
Gedanke 3
Das, was ich gerade gesagt hab zum Thema Respekt, Unterdrückung hat früher mal nur für Gruppen von Menschen gegolten. Dank der unsozialen Medien und dem Internet gilt es aber mehr und mehr nun für jeden. Jeder spricht jedem die Legitimität ab. Wir sind in einem zivilen Krieg, jeder gegen jeden. Ein schwedisches Model hat für adidas eine Werbung gemacht und hatte dabei unrasierte Beine. Daraufhin wurde sie im Internet bedroht, ihr wurde brutale Vergewaltigung angedroht und sie wurde auf’s übelste beschimpft. Männer haben geschrieben, sie verdient es nicht zu leben. Sag mal, tickt’s noch ganz richtig??? Da laufen Menschen auf dieser Erde rum, die andere Menschen umbringen, foltern, bestehlen, vergewaltigen und generell unterdrücken und da macht niemand einen Piep, aber weil eine Frau es wagt zu zeigen, wie wir in echt aussehen, verliert Ihr jede Menschlichkeit und jeden Anstand?
Ich neige so langsam dazu jedem dieser Internet-Attentätern ein Wochenende im Gefängnis spendieren zu wollen, damit sie verstehen, dass das kein menschliches Verhalten ist. Und dass die Gesellschaft sich das nicht gefallen lässt. Sich das auch nicht gefallen lassen muss! Denn das Problem ist, dass solche Kommentare echte, reale Konsequenzen haben. Sie verändern die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Sie vermitteln das Gefühl, die Welt ist außer Kontrolle, wenn die Leute so krasses Zeug denken und schreiben. Und beeinflussen somit unser Verhalten, bis hin zu unserem Wahlverhalten.
Leute verwechseln Demokratie oder Meinungsfreiheit irgendwie mit „jeder hat das Recht alles zu sagen und zu tun“. Das ist aber nicht richtig aus meiner Sicht. Mit dem Recht auf Meinungsfreiheit kommt auch eine Verantwortung der Meinungsfreiheit und Öffentlichkeit gegenüber. Und wer diese Verantwortung nicht wahrnimmt, hat auch das Recht darauf verloren. So sehe ich das. Wer meint, er muss unbedingt jeden angreifen, der ihn irgendwie verquer kommt (und damit meine ich wirkliche Angriffe mit Gewaltandrohung, Bedrohung und Beschimpfungen), kann nicht erwarten, dass das keine Konsequenzen hat. Ich finde es durchaus angebracht, Menschen das Recht auf öffentliche Meinungsäußerung zeitweise entziehen zu können, wenn jemand es mutwillig missbraucht. Es müsste einen Öffentliche-Meinungsäußerungs-Führerschein geben. Und dann sollte es so laufen wie mit Punkten in Flensburg. Wenn einer zu viele Punkte hat, wird er aus dem Verkehr gezogen und muss einen Kurs machen, bevor er wieder auf die Welt losgelassen wird.
Wir tun immer so, als würde Gesellschaft und Miteinander einfach passieren. Das stimmt aber nicht. Wir alle tun aktiv unseren Teil dazu, dass das gesellschaftliche Miteinander funktioniert. Oder auch nicht. Durch Empathie, durch Diskussion, durch Anerkennung von Grenzen anderer, durch Rücksichtnahme. Und wer das nicht tut, wer die Gesellschaft und das Miteinander angreift, schädigt also aktiv die Gesellschaft und sollte die Konsequenzen tragen. Denn im Moment tragen die Menschen die Konsequenzen, die angegriffen werden. Sie haben Angst, Trauer, Wut, Ohnmacht und können letztendlich nicht viel tun und Leute, das kann es ganz ehrlich nicht sein. Steht das Recht auf freie Meinungsäußerung über dem Recht der geschädigten Individuen? Aus meiner Sicht nicht. Was denkt Ihr? Um’s Internet und um etwas, das mir große Angst macht, geht es auch im
Gedanke 4
Inzwischen ist klar, dass russland Krieg im Internet führt mit dem Ziel die Demokratien zu schwächen und Europa zu zerschlagen. Dafür gibt es jetzt genügend Beweise. In diesem Artikel wird sehr gut beschrieben, wie und in welchem gigantischem Umfang russische Agenten (ich nenn sie mal so, auch, wenn Agenten immer so komisch klingt) Meinungen beeinflussen. Menschen meinen sie chatten mit einer realen Person und in Wahrheit chatten sie mit russischen Agenten, die sie psychologisch bearbeiten und beeinflussen. Ich denke, dass russland sein Ziel die EU zu zerschlagen erreicht hat bzw. erreichen wird. Mit dem österreichischen Wahlausgang wird es wohl dort bald zu einem Referendum zum EU-Austritt kommen. Losgelöst davon will Österreich sich russland und den visegrad-Staaten annähern. Das wird die europäische Politik immer schwieriger machen. Jetzt haben wir bereits eine ganze Gruppe von rechtsradikal geführten Ländern in der EU, die ihre Zukunft in russland sehen.
Der „Feind“ sitzt also mittendrin in der EU und hat Stimmberechtigung. Und es wäre naiv zu glauben, russland würde diese Länder nicht konkret beeinflussen. Ich glaube, dass, wenn die anderen Länder nix gegen den Internetkrieg tun, den russland führt, in 5-10 Jahren viele Länder aus der EU austreten, um sich einem von russland geführten Völkerbund anzuschliesen. Die Frage, die sich mir stellt: Was machen wir konkret dagegen, dass russland uns gerade angreift? Nur, weil das im Internet passiert und nicht auf dem Schlachtfeld, ist es ja trotzdem Krieg. Wie verteidigen wir uns, was für Konsequenzen hat das? Warum lassen wir das zu? Seit russland angefangen hat mit dieser Internet-Kriegsführung, vor ca 2 Jahren, hat die Welt sich dramatisch verändert. Noch nie war sie in Friedenszeiten so brutal und destabilisiert wie jetzt. Warum passiert dann nix? Dieser Angriff auf die Souveränität von Ländern und Bürgern muss doch unterbunden werden. Versteht jemand das Schweigen dazu? Ich nicht.
Der ukrainische Politiker Poroschenko (losgelöst davon, was man von ihm hält) hat es genau richtig erkannt und hat die Welt schon vor einiger Zeit vor russland gewarnt. Auszug aus einem DW Artikel …„Poroschenko warnte weiter vor einer Unterwanderung Europas durch russische Propaganda. Eine Gefahr für den Kontinent seien „alternative Werte“, die von Moskau proklamiert würden. „Das alternative Europa hat einen Führer – und das ist Putin“, sagte Poroschenko und fügte hinzu: „Es hat Bodentruppen – Parteien, die gegen Europa sind.“ All dies führe zu neuem Nationalismus und Fanatismus…“
Aber es ist nicht alles schrecklich im Lande Internet. Es gibt sogar eine schöne Nachricht: Befragungen in England zeigen, dass junge Menschen zu viel/genug haben vom Internet. Das führt zu
Gedanke 5
Jeder befragte junge Mensch war schon einmal Opfer von Internetangriffen. Das finde ich eine schreckliche Vorstellung. Dass wir einen Ort zulassen, wo es normal und erlaubt ist, andere zu beschimpfen und zu bedrohen. Und erst recht unglaublich, dass wir einen Ort zulassen, wo es normal und erlaubt ist, Kinder und Jugendliche zu beschimpfen und zu bedrohen. Wie kann das sein? Das geht nicht in meinen Kopf! Anscheinend auch nicht in den der befragten Jungmenschen. Die Mehrheit der befragten jungen Menschen würde lieber in einer Welt ohne Internet leben und jeder dritte hat schon einen freiwilligen, temporären Internet-Verzicht hinter sich. Das fand ich total bemerkenswert. Ich bin ziemlich sicher, je älter die Menschen sind, die man befragt, desto weniger würden einer Welt ohne Internet zustimmen.
Was viele interessante Fragen aufwirft: Sind Kinder die besseren Menschen? Eigentlich sagen wir ja immer „Kinder können grausam sein.“ Meinen tun wir damit, dass Kinder ehrlich sind. Wenn wir Erwachsenen schon lang gelernt haben zu lügen („nein, Deine neue Frisur ist total schön, Asymmetrie ist doch auch in, oder?“), sagen Kinder die Sachen, die sie sehen und fühlen. Wenn ein Mensch mit einer Gehbehinderung komisch läuft, dann kräht das Kind das auch raus (ich hab den Klassiker hingelegt: Tante mit einem großen, dunklen, haarigen Muttermal im Gesicht. Ich hatte das schon oft gesehen in meinen Büchern und hab das auch gleich freudestrahlend verkündet „Tante Selma sieht ja aus wie eine Hexe.“ Daraufhin brach Drama aus, kann ich Euch sagen! DRAMA!).
Eigentlich ist es ja auch nicht schlimm sowas anzusprechen. Wenn einer gehbehindert ist, dann ist er das und das ändert sich auch nicht, wenn wir alle so tun als sehen wir es nicht. Aber in unserem Drang nach Nonkonfrontation, errichten wir ein Tabu nach dem anderen und machen uns sprachlos. Dabei wäre es so viel besser, diese Dinge einfach als Teil des Lebens und normal zu akzeptieren und nicht eine Heidenangst davor zu haben. Ja, der Mann läuft komisch, weil er ein kaputtes Bein hat. Und der Mann hat eine andere Hautfarbe als Du, weil er aus Afrika kommt. Was ist so schlimm daran, dass auszusprechen? Wir sind nicht alle gleich. Na und? Wir können das aushalten. Es ist gesund, die Dinge anzusprechen. Ich hab eine Faustregel: Alles, was wir uns nicht getrauen auszusprechen, kommt mit 3 mal negativ multipliziert zurück, um uns in den Allerwertesten zu beißen.
Zurück zum Gedanken: Sind wir also besser, je jünger wir sind? Können wir genauer unterscheiden, was uns gut tut und was nicht, was wichtig ist und was nicht, wenn die Realität der Gesellschaft uns noch nicht eingeholt und unsere Träume zerschlagen hat? Wäre es für uns dann nicht viel besser, wir würden junge Menschen zum Beispiel mitwählen lassen? Ab 12 oder 14? Wir könnten kindgerechte Wahlprogramme haben. Wären Kinder unsere Versicherung, dass weniger emotional und mehr rational und politikbezogen gewählt wird? Und wenn Kinder erkennen können, was gut für sie ist und was nicht, warum können viele Erwachsene das nicht? Ich finde der ganze Komplex wirft viele faszinierende Fragen auf. Ich zumindest finde es sehr beruhigend und hoffnungsvoll, dass die nächste Generation das Internet deutlicher sieht, als wir es sehen und weniger seinem Sirenengesang unterliegt, als wir.
Zum Abschluss nun ganz unzeremoniell zum
Gedanke 6
In ihm geht es Realität und wie trügerisch sie ist. Und ums Träumen. Um die Vorstellung, dass wir was sehen, was wir gleichzeitig nicht sehen. Hä?? Wat meint die Olle jetzt schon wieda? Nu, wenn ich in den Himmel schau und einen Stern anguck, dann denke ich ja, der Stern ist nicht nur jetzt in diesem Moment da, sondern auch im gleichen Zeitfenster wie ich. Dabei ist es möglich, dass der Stern schon gar nicht mehr am dem Fleck ist oder sogar gar nicht mehr existiert, wenn ich ihn anschau! Krass, oder??? (Hat das jetzt irgendjemand verstanden oder hab ich nur Unsinn gequatscht?) Mich fasziniert das ganze Weltall und Entdeckungsthema, auch, wenn ich nicht viel davon versteh. Deshalb les ich jeden Artikel über Zealand, Gravitationswellen und all so‘n Zeugs. Der Entdeckung von 4 Gravitationswellen neulich, hat mich zu folgendem animiert (ist auf englisch, weil ich es ursprünglich als Kommentar in einer englischen Zeitung geschrieben hab):
„…
It is so strange to think, that while I watch the stars, they are in a completely different timeframe. It is mindbending and I admire people who can envision such things. I can’t, I am way too practical for that, but I wish I had that extra dimension in my imagination to move seamlessly inside these strange, foreign figures of time and space.
But they have their abilities, I have mine. And so I imagine, that while I look up to the stars and try to make sense of the fact, that light needs time to travel (and what if it is much traffic? And if the train is late? Imagine the confusion!!), somewhere on a star they watch me in my teenage years (if light can travel, I am allowed to think this – that is only fair!). And I imagine them wondering, where my path will lead me, if I will be happy, if I ever get less passionate and a bit more pragmatic and if I get rid of that terrible boyfriend. And it is wondrous to think, that while they try to find the answers to these great questions of the universe, I already have them!
HA!!!
Ok, I admit, not one word of this comment is about gravitational waves, but they all are inspired by it and that is as good, as it can get, right?
…“
So, ich hoffe, die Hirnnahrung war lecker und anregend.